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Facharztausbildung für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie

Dr. med. Dorit W. ist Assistenzärztin und absolviert derzeit die Facharztweiterbildung für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Eigentlich stand die Prüfung kurz bevor, doch das sogenannte Corona-Virus hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht und alle Prüfungen wurden verschoben. 

Wir danken ihr sehr, dass sie sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen zur Facharztweiterbildung für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie zu beantworten.

Willst du mehr über die Facharztausbildung erfahren, lies unseren Artikel Virologie Studium: Virologe werden.
Noch mehr Erfahrungsberichte zum Studium im Bereich Gesundheit gibt's in der Übersicht.

War dir schon zu Beginn des Medizinstudiums klar, dass du die Facharztausbildung für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie machen wolltest?

Ich habe tatsächlich Medizin studiert mit dem Gedanken, in die Virologie zu gehen und dort Grundlagenforschung zu betreiben. Im Laufe des Studiums habe ich aber festgestellt, dass ich Bakterien und Parasiten viel spannender finde und vor allem, dass mir die Diagnostik und die Interaktion mit dem behandelnden Kliniker mehr Spaß machen als Grundlagenforschung. Wenn man möchte, kann man auch beides miteinander verbinden, dann sollte man aber bereit sein, seine Work-Life-Balance auf Work zu verlagern ;)

Wieso hast du dich für diese Fachrichtung entschieden?

Weil ich Infektionserreger und die damit einhergehende Erkrankung beim Menschen einfach unglaublich spannend finde! Es ist schon beeindruckend, was so ein winziger Erreger, sei es Virus, Bakterium oder Parasit, im Menschen auslösen kann und wie das Immunsystem und der Erreger miteinander interagieren. Zudem hat man durch die Beratung der klinisch tätigen Ärzte bei Diagnostik, Therapie und Prävention von Infektionserkrankungen Einblicke in fast alle anderen Fachbereiche.

Hast du den Eindruck, dass diese Facharztausbildung komplizierter ist als andere?

Nein, den Eindruck habe ich nicht. Das Fach schreckt im Studium zwar schon viele Studenten ab, weil es eben komplex ist und man sich viel merken muss, aber es ist nicht schwieriger zu verstehen als zum Beispiel Innere. Man sollte aber einen guten Überblick über die gesamte Medizin haben, um die Infektionserkrankung bezogen auf den ganzen Menschen und alle Organsysteme zu sehen.

Wie sieht deine Facharztausbildung ganz praktisch aus?

[Man rotiert] durch die verschiedenen Labore und lernt auch die „komplexeren Materialien“ abzulesen. Nebenher darf man je nach Arbeitgeber auch Vorträge und Vorlesungen halten, die Medizinstudenten prüfen und sich an der Durchführung der „Reisemedizinischen Impfsprechstunde“ beteiligen, je nach dem was das Institut zu bieten hat.

Man beginnt am besten mit dem klinischen Jahr, um bereits einen Überblick über die klinischen Aspekte zu bekommen und auch den Ablauf innerhalb eines Krankenhauses besser nachvollziehen zu können. Danach folgt der Schritt in ein mikrobiologisches oder virologisches Labor. Mit der Entscheidung, in welchem Labor man beginnt, setzt man auch schon einen gewissen Schwerpunkt. Auch wenn für Mikrobiologie und Virologie die gleiche Facharztbezeichnung besteht, spezialisiert man sich trotzdem auf Viren oder Bakterien/Pilze/Parasiten, da die Abteilungen an den Universitäten normalerweise organisatorisch und oft auch räumlich voneinander getrennt sind.

Ich habe mich ja wie gesagt für Mikrobiologie entschieden und habe in der klinischen Mikrobiologie einer Universität begonnen. Dort fängt man normalerweise auf dem „Urinplatz“ an, das ist der einfachste Ableseplatz, da man bei einer Harnwegsinfektion normalerweise nur eine Bakterienart findet. Das heißt, man lernt mit Bakterien bewachsene Agarplatten abzulesen, also die Bakterien morphologisch voneinander zu unterscheiden und einzuordnen, ob das ein pathogener Keim ist oder dieser zu der normalen Flora gehört. Die pathologischen Befunde gibt man per Telefon an die Ärzte weiter und berät sie zur Therapie und ggf. erweiternden Diagnostik. Anfangs macht man das unter der Aufsicht des Oberarztes, später dann auch allein, wenn man seinen Job gut macht.

Ich habe anders als meine Kollegen in der PCR-Abteilung [Anm. d. Red.: molekularbiologisches Labor, das vorwiegend sogenannte PCR-Untersuchungen (Polymerase-Kettenreaktion, engl. Polymerase Chain Reaction.) durchführt] angefangen, weil ich durch meine Doktorarbeit schon Erfahrung mit Molekularbiologie hatte und dort dringend ein Arzt gebraucht wurde. Nach dem Urinplatz rotiert man weiter durch die verschiedenen Labore und lernt auch die „komplexeren Materialien“ abzulesen. Nebenher darf man je nach Arbeitgeber auch Vorträge und Vorlesungen halten, die Medizinstudenten prüfen und sich an der Durchführung der „Reisemedizinischen Impfsprechstunde“ beteiligen, je nach dem was das Institut zu bieten hat.

Normalerweise soll man in seiner Facharztausbildung in den theoretischen Fächern auch forschen, da kommt es aber sehr auf die Struktur des Instituts an, ob das klappt oder nicht. Sobald man das wichtigste im Labor selbstständig durchführen kann und in der Beratung sicher ist, beginnt man mit Spät- und Wochenenddiensten. Nachts hat man normalerweise nur Bereitschaftsdienst und muss zum Beispiel bei Malaria oder Meningitis ins Labor fahren und die Diagnostik durchführen.

Gegen Ende seiner Facharztzeit rotiert man in die Virologie bzw. wenn man in der Virologie begonnen hat in die Mikrobiologie. Wichtig, egal in welchem Labor man arbeitet: Man muss ein Jahr Mikrobiologie vorweisen und sechs Monate Virologie, die Labore organisieren das aber untereinander, da muss man sich nicht noch einmal woanders bewerben.

Was hat es mit dem Logbuch auf sich? Kann man die Inhalte nach eigenem Belieben durcharbeiten?

Das Logbuch gibt es für jede Facharztweiterbildung und ist für die Ärztekammer wichtig, um zu sehen, ob ein Assistenzarzt zur Prüfung zugelassen werden kann oder nicht. Man listet vorne alle Arbeitgeber mit Anzahl der gearbeiteten Monate auf (sollten am Ende mindestens 60 sein) und muss alle Themengebiete im Logbuch abzeichnen lassen – und natürlich auch gemacht haben. Das ist in der Regel aber kein Problem, da man ja nicht der erste Assistenzarzt ist und die Abteilung einen im Idealfall eh rotieren lässt. Nach eigenem Belieben kann man das nicht ausfüllen, aber die Themen handelt man automatisch während der Facharztausbildung ab.

Die organisierten Menschen führen ihr Logbuch über die komplette Assistenzarztzeit und füllen es regelmäßig aus ... Die meisten aber, zu denen ich auch gehöre, füllen es einfach am Ende der fünf Jahre aus. Ich habe mir auch erst vier Jahre nach meiner Inneren-Zeit die Zeit auf dem Logbuch bescheinigen lasse. Also alles halb so wild mit dem Logbuch :-)

Wie lange dauert die Vorbereitung auf die Prüfung?

Gute Frage, da meine Prüfung wegen SARS-CoV2 verschoben wurde, kann ich das noch nicht genau beantworten. Es kommt aber natürlich immer darauf an, wie viel man vorher schon gelernt hat. Das Themengebiet ist groß und nicht alles, was man können sollte, wendet man alltäglich an. Im Großen und Ganzen ist die Prüfungsvorbereitung sehr individuell, wobei die junge DGHM (Untergruppe der Fachgesellschaft) gerade versucht, viel auf die Beine zu stellen mit Summer Schools usw. Für die meisten Fächer gibt es nämlich Vorbereitungskurse, für unseres leider noch nicht. Das wird sich hoffentlich bald ändern und dann würde auch die Vorbereitung einfacher werden :-)

Dorit, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten und deine wertvollen Erfahrungen an die Studieninteressenten weitergibst!